Jerusalem, die "Goldene"
Die spirituell-mystische Hauptstadt Palästinas/Israels fasziniert Reisende seit tausenden Jahren. Von Granatäpfeln, Nebukadnezar und Spiritualität.
© Eva Pilipp - CC BY-ND 3.0Auch überzeugte Atheisten spüren in der heiligen Hauptstadt, bedeutend für die drei großen monotheistischen Weltreligionen, einen Hauch Spritualität. Sie umschwebt Heiligkeit, die fasziniert und abstößt und die seit tausenden Jahren in Konflikten versinkt. Jerusalem ist einzigartig für seine jüdischen, muslimischen und christlichen Wurzeln, für ihre Pilger und Künstler, für ihre Vertriebenen und für die drückende Macht der Geschichte.
© Eva Pilipp - CC BY-ND 3.0Zion, Sehnsuchtsymbol der exilierten Juden, war ursprünglich eine Bergfestung, die um 587 v. Christus von Nebukadnezar erobert wurde, alle Tempel wurden zerstört. Der Aufstand der Juden gegen die Römer 66 vor Christus, die Eroberung durch Salahdins muslimisches Heer im Jahr 1187 und die Internationalisierung Jerusalems 1947 sind Pfeiler der Stadtgeschichte vor der Gründung Israels im Jahr 1948 und der palästinensischen Nakba, der Niederlage im selben Jahr. Wechselnde muslimische, christliche und jüdische Herrschaft haben ihre Spuren bis heute zu einem verwirrenden Chaos, einem heiligen Gemisch aus Denkmälern und Heiligenstätten hinterlassen. Es fällt nicht schwer, auf den Spuren zu wandern, sie sind überall. Der Felsendom, die Grabeskirche, die Klagemauer, die Via Dolorosa, Ost- und Westjerusalem, alle geben Zeugnis vom tiefen Zerwürfnis der Stadt, von Trennung und Wiedervereinigung und einem fast unlösbaren Konflikt. Drei Religionen eingebrannt in die Straßen der Stadt, und doch bleibt der Konflikt vorwiegend ein nationaler, um Land und Staat.
© Eva Pilipp - CC BY-ND 3.0Doch Jerusalem ist nicht nur Konflikt. Pulsierendes Nachtleben, betörende Kulinarik, faszinierende Menschen und viel Politik. Unvergesslich die Jerusalemer Altstadt, gut erhalten und restauriert, endlos in ihren Gängen, Geschäften, Farben und Gerüchen. Granatapfelsaft, Falafel, Kunafa, Schaorma und andere palästinensische Delikatessen warten am Weg durch die Altstadt und locken zum Probieren, Verweilen und Wiederholen.
Ein anderes Sozial- und Lebensgefühl herrscht in Westjerusalem, dem israelisch-jüdischem Gesicht Jerusalems. Moderne Straßen, Geschäfte und Lichter markieren ein westliches und modernes Viertel mit Palmen und vielen Cafes.
Ostjerusalem, Teil Palästinas, wird vorwiegend von Palästinensern bewohnt. Olivenbäume, rötliche Erde, weiß-traditionelle Architektur und kleine Restaurants mischen sich mit Buchläden, alten Hotels und arabischen Wörtern. Auffallend, die Dreisprachigkeit der Stadt: English, Hebräisch und Arabisch auf allen Straßenschildern und Tafeln. Die Mehrheit der Bevölkerung ist in drei Sprachen zu Hause oder zumindest damit vertraut. Ostjerusalem besticht im Abendlicht mit sanften Farben und dem Symbol für Palästina, Olivenbäumen mit ihren verwinkelten kurzen Stämmen und dem dezenten Geruch, den üppigen Blumen und Yasminsträuchern, süß, intensiv und melancholisch zugleich.
Jerusalem ist Widerspruch, Hektik und Intoleranz, Gastfreundlichkeit und Geschichte zu gleich. Die Geschichte von vertriebenen Völkern, unnützer Kolonialisierung und Eroberung schwebt in Wolken süßenbitteren Dufts über der Stadt. Palästinenser, Juden und Christen, Touristen, Diplomaten, Studenten, Pilger und Reisende bevölkern täglich die Straßen der wohl mystischsten Stadt des Nahen Ostens auf der Suche nach mehr.
Al Quds – auf arabisch die Heilige – steht im politischen Zerwüfnis in strategischer Position und behält ihr doch atemberaubend schönes Stadtbild bis heute.
von Mag. Eva Pilipp
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